26.06.2008 Ganz spontan Milchstrasse geguckt




Heute war es endlich mal wieder klar. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, rauszugehen, aber dann warf ich einen kurzen Blick auf das Satbild und siehe da: die Wolken lösten sich auf. Sollte ich, sollte ich nicht? Ich sollte: also Rucksack mit Sternkarten und Okularen geholt, Feivel unter den Arm genommen und nix wie ins Auto. 20 Minuten nach meinem Entschluss stand ich mit 8 Zoll Öffnung oben im Schwarzwald. Liegt vielleicht aber auch daran, dass man so einen kleinen Reisedobs mal eben schnell schnappen kann und nicht die 20kg schweren Teile der Normalodobsons im Auto verstauen muss.

Oben angekommen erstmal: Wow, das hätte ich nicht gedacht: die Milchstrasse zog sich hell und strukturiert bis hinunter an den Horizont. Es wehte kaum ein Wind und die Temperatur lag bei angenehmen 16°C.

Zuerst wollte ich mir ein paar helle Kugelsternhaufen anschauen. Den Anfang machte M3, bei 150x eine glitzernde Kugel bis in den Kern aufgelöst. Dann ein Schwenk zu M13: schönster Anblick im 9mm Nagler. Oh, ich liebe dieses Okular. Eine Kugel aus punktfeinen Sternchen und das bei f/4.2. Auch M92 kam richtig super rüber. Weiter zu M5: lange Sternstrassen zogen sich nach außen. Dann M10: ebenfalls bis in den Kern aufgelöst, doch schöner war M12 mit einem hellen Stern im Halo. Doch dann kam der Kracher: M22 tief unten im Schützen. Das Seeing war sehr gut, kein Funkeln war zu sehen, dazu eine richtig gute Transparenz. Bei 100x im 9mm Nagler eine sehr große Glitzerkugel, schwache Sternchen und ein 3D Effekt. Einfach genial. Ein Schwenk zu M28: deutlich kleiner und nur am Rand aufgelöst. Das Schöne im Schützen ist, dass man hier wunderbar Kugelsternhaufen jagen kann. Und so besuchte ich noch ein paar NGC Haufen: 6638, 6642, 6540 und den Doppel-Kugelsternhaufen 6522/6528.

Trotz einer Deklination von -30° waren beide sehr gut als zwei hellere, diffuse Fleckchen auszumachen. Einen kleinen planetarischen Nebel hab ich mir auch noch gegönnt: das war NGC 6629, eine kleine, gräuliche diffuse Scheibe mit unregelmäßiger Form.

Anschließend ging es wieder in höhere Gefilde: im Schlangenträger hielt ich Ausschau nach NGC 6572, für mich einer der besten PN die es gibt. Nicht, weil man darin viele Strukturen erkennen könnte, sondern vielmehr aufgrund seiner tiefgrünen Farbe - darum trägt er den Namen "Smaragd". Die Farbe kam bei 100x im Nagler sehr schön zur Geltung. Einfach klasse. Anschließend zog ich mir noch zwei offene Sternhaufen rein: zum einen IC 4665, ein riesen Dings mit hellen Sternen und NGC 6633, ebenfalls ein großer Sternstaufen mit leichter Bananenform und hellen, bläulichen Sternen. Und weil ich grad in der Ecke war, musste noch ein kleines Kugelsternhäufchen dran glauben: NGC 6426 erschien als schwaches, diffuses Leuchten mit leicht hellerem Zentrum.

In der Leier besuchte ich nach langer Zeit mal wieder den Ringnebel - er ist noch da. Bei 150x machte ich einen Test der Grenzgröße: 14.7mag waren indirekt recht gut zu sehen, also ganz ordentlich. Nach dem Vierfachstern eps Lyr zog es mich zu Stephenson 1, einem großen Sternhaufen um den Stern delta1 Lyr, der in einem schönen Orange leuchtet und von hellen, weißlichen Sternen umgeben ist.

Dann kam der Mond: ich schaute mit 30x zu, wie er sich orangerot leuchtend und wabernd über eine bewaldetete Kuppe erhob, darunter die Lichter eines Dorfes. Für mich der schönste Moment gestern Nacht.

Nachdem er sich weit genug erhoben hatte, schwenkte ich auf Jupiter. Trotz des tiefen Stands waren einige Details zu erkennen: Barren im NEB, hellere Flecken und nicht zuletzt konnte ich zuschauen, wie der große Rote Fleck um die Ecke bog. Wobei: eigentlich hat er den Namen gar nicht verdient: das Ding sieht eher gelblich aus. Leider hatte ich keinen Blaufilter dabei, sonst wäre er vermutlich ein wenig besser heraus gekommen. Nachdem ich mich an den Bändern und Wirbeln satt gesehen hatte, kramte ich meine Doppelsternkarte heraus und begab mich auf die Suche nach schönen Exemplaren.

Danach packte ich zusammen und fuhr heim. Schön war's!!!!