Ein ultraleichter 18" Reise- Lowrider




Da war er wieder, der Drang nach einem noch größeren Teleskop. Ich wollte bis an den Rand vom Universum schauen können, einzelne Sterne in fremden Galxaxien sehen und den Jet eines schwarzen Lochs. Und ich wollte das größte schwarze Loch im Weltall sehen: fast vier Milliarden Lichtjahre von uns entfernt und so schwer wie 18 Milliarden Sonnen. Ich wollte zuschauen können, wie die Polarkappen auf Mars abschmelzen, wie die riesigen Stürme auf Jupiter umherwirbeln und im violetten Spektralbereich die giftigen Wolken der Venus um die Planetenkugel jagen sehen. Doch all das ging mit meinem 33cm Teleskop nicht. Es war zu klein. :(( Also blieb mir nix anderes übrig, als mir einen 46cm Spiegelrohling zu bestellen und mich an die Planung eines noch größeren Teleskops zu machen.


Da ich auch im Zenith auf dem Boden stehend beobachten und keinen zusätzlichen Tritt mit mir herumschleppen wollte, hatte ich mich schnell für einen Lowrider entschieden. Dabei wird der Strahlenkegel nicht im 90° Winkel seitlich aus dem Tubus herausgeleitet, sondern schräg nach unten. Das bringt die Einblickhöhe nach unten. Mit einem zusätzlich kurzen Öffnungsverhältnis war das Ziel schnell erreicht. Zudem wollte ich wie bei meinen anderen Teleskopbauten auf ein möglichst geringes Gewicht achten, damit das Herumschleppen nicht zur Arbeit ausartet. Der Spiegel ist wieder selbst geschliffen und hat eine Dicke von 27mm. In Verbindung mit einer leichten Bauweise führt das zu einem Gesamtgewicht des Teleskops von 23 Kilogramm. Auch die Packmaße sollten möglichst gering sein und lagen letztlich bei 60x60x16cm. Der Clou an der Geschichte ist, dass sich der Hut mit Hilfe von Gewindestangen zusammenfahren lässt und so mit einer Höhe von 3.5cm locker in die Spiegelbox passt.


Technische Daten



Gesamtansicht:



Spiegelbox und Zelle:


Die Spiegelbox ist aus 15mm Multiplex gefertigt und weist innen einen Ring aus 9mm Birke auf. Dieser verhindert zum einen das Eindringen von rückseitigem Streulicht, zum anderen versteift er die Spiegelbox. Die Zelle ist aus 15mm Aluvierkantrohr gefertigt. Da sie am Anfang ein wenig instabil war, musste ich sie hinten mit zwei weiteren 10mm Vierkantrohren verstreben.


Der Spiegel selbst ruht auf einer 18 Punkt Lagerung mit Schlinge. Asti konnte ich bisher noch keinen feststellen, so dass die Schlinge erstmal drin bleibt. ;) Die Auflagedreiecke sind aus 4mm dickem Alu gemacht, die 28mm breiten Wippen sind aus 3mm Stahl. Diese waren zuerst aus Alu, aber beim Bewegen des Teleskops traten ziemlich heftige Schwingungen auf, was das Fokussieren nahezu unmöglich machte.


Einen Lüfter habe ich bisher nicht eingebaut, werde ich in nächster Zeit aber vielleicht nachholen. Bisher war der Spiegel nach 30 Minuten eigentlich immer soweit ausgekühlt, dass man bis 200x vergrößern konnte.



Der Hut:




Der Hut besteht aus zwei gebogenen 15mm Vierkantrohren, die mittels dreier Gewindestangen miteinander verbunden sind. Wie oben schon erwähnt, können die Ringe mit Hilfe der Gewinde zusammen geschoben werden, was ein geringes Packmaß ermöglicht. Die Stabilität ist ausreichend und bisher hatte ich damit noch keine Probleme. Man muss halt darauf achten, dass die Flügelmuttern wirklich fest angezogen sind.


Man erkennt auf dem Foto zudem den schrägen Einblick eines Lowriders. Demzufolge muss natürlich auch der Fangspiegel ein wenig schräg angesetzt werden. Der OAZ ist ein 2“ Kineoptics, der auf einem kleinen Brett montiert ist. Die gesamte Einheit kann mit Hilfe von zwei Flügelmuttern komplett abgenommen werden. Vor dem Auszug ist eine Blende angebracht, um die Maße des Streulichtschutzes zu verringern. Da man schräg nach oben schaut, fällt viel mehr Licht direkt in den OAZ, was natürlich verhindert werden muss, um keine Kontrasteinbußen zu erleiden.


Abschließend noch ein Bild der Spinne, die exzentrisch ausgelegt ist. Damit ist deutlich stabiler als herkömmliche Spinnen. Man erkennt zudem die Blende vor dem Okularauszug.



Die Stangen:


Hier kommen 22mm Stangen zum Einsatz, die außen schwarz eloxiert sind, um Streulicht zu vermeiden. Oben und unten werden die Stangen zusammengefasst, so dass im Prinzip alle miteinander verbunden sind. Die Befestigung am Hut geschieht wie bei meinen anderen Teleskopen wieder mittels Flügelschrauben. Unten sind dagegen 3mm Stahlwinkel angeschraubt, die einfach in die Halterung in der Spiegelbox eingefädelt und dann mittels Schnellspannern fixiert werden. Ein erster Versuch mit Aluwinkeln scheiterte, weil Alu einfach zu weich ist und somit störende Schwingungen auftraten.


Transport/Aufbau:


Zum Transport baue ich das Teleskop nicht ganz auseinander, sondern lasse es so wie auf dem Foto. Es passt so locker in jeden Kofferraum und sogar auf den Beifahrersitz. Man könnte es natürlich noch weiter auseinander bauen und hätte letztlich ein Paket von 61x61x15cm, aber der Aufbau würde deutlich länger dauern.


So muss man das Paket eigentlich nur aus dem Kofferraum heben, die Rockerbox hinstellen, die Stangen einfädeln und den Hut befestigen. Das geht innerhalb von 5 Minuten von statten. Es stimmt also nicht, dass große Teleskope unhandlicher und eine längere Aufbauzeit als kleine haben. ;))