Der Bau eines 14" Gitterrohr- Dobson mit Namen "Ferb"




Die Vorgeschichte


Da ist man einmal bei den Bühler Sternguckern zum Spiegelschleifen eingeladen (Spiegelschleifmarathon) und schon hält man einen Monat später einen 36cm Rohling in den Händen. So schnell kanns gehen :)) Eigentlich hatte ich gar nicht vor, so schnell einen Spiegel zu schleifen, aber irgendwie hatt ich dann auf einmal einen Namen für das nächste Teleskop und nix zum Taufen. *hmpf* Also blieb mir ja im Endeffekt nix anderes übrig, als einen Rohling zu bestellen. Also mal vorsichtig angefragt, ob grad zufällig was auf Lager ist und als ich dann noch die Gelegenheit hatte, sehr günstig an einen 14" Rohling zu kommen, konnte ich nicht mehr an mich halten und hab zugeschlagen. Aber wie gesagt, eigentlich wollt ich gar net.


Und ja, ich kann sofort mit dem Spiegelschleifen aufhören. Jederzeit!! Es ist keine Sucht! ;)) Es waren einfach äußere Umstände, die mich dazu gezwungen haben und gegen die ich total machtlos war.


Die Vorgaben an mein Teleskop:


Das Wichtigste ist natürlich der Hauptspiegel. Hier wollte ich den besten, den man bekommen bzw. schleifen kann. Alles unter einem Strehl von 0.95 und lambda/8 Wellenfront wäre für mich total inakzeptabel. Genauso viel Wert lege ich auf eine geringe Dicke, damit der Spiegel ruckzuck ausgekühlt ist. Die Brennweite möchte ich ein wenig länger machen (f/4.74), damit das System einfacher zu justieren ist und die Okulare nicht so an ihre Grenzen kommen. Auf den Spiegel soll eine 94% Beschichtung, um die maximale Helligkeit aus dem System zu holen. Der 55mm Fangspiegel wird von Antares Optics sein und neben einer sehr guten Oberflächengüte mit einer 97% Beschichtung versehen sein. Daraus resultiert eine sehr geringe Obstruktion von 15%, die einen hohen Kontrast gewährleistet.


Die Spiegelzelle wird mit einer 6-Punkt Auflage versehen sein, darunter werden gleich vier Lüfter mit einer Leistung von 250m³/h angebracht. Damit ist der Spiegel auch bei einem Temperaturunterschied von 20K nach 20 Minuten soweit ausgekühlt, dass man ohne Probleme schon höchste Vergrößerungen einsetzen kann. Zudem sollte es möglich sein, die Lüfter schon beim Aufbauen einzuschalten, so dass der Spiegel 5-10 Minuten nach Aufbauende vollständig der Umgebungstemperatur angepasst ist. Nur so kann man richtig spontan beobachten gehen. Die laterale Lagerung wird wieder mit Kugellagern realisiert werden, um so einen eventuellen Asti einer Schlinge gleich im Voraus zu eliminieren.


An die Mechanik stellte ich die Anforderung, dass sie zwar leicht, aber nicht wackelig ist. Deswegen werd ich hier nicht auf extremen Leichtbau gehen. Es wäre zwar möglich, das Gewicht unter die 9kg zu drücken, aber ich hab mich für die stabilere Version mit 12-13kg entschieden, was für ein 14" Teleskop immer noch sehr leicht ist. Es werden 20mm dicke Rohre verwendet und die Rockerbox wird aus massivem 18mm dicken Multiplex sein.


An zusätzlichen Features werden eine Fangspiegelheizung und ein Filterschieber eingebaut. Der Hauptspiegel bekommt eine kleine Taukappe, um ein zu schnelles zutauen zu verhindern. Sollte das aber dennoch mal passieren, hat das Teleskop einen kleinen, eingebauten 12V Akku, an den man einen kleinen Föhn anschließen kann. So sollte auch in den feuchtesten Nächten nix passieren, während alle anderen einpacken müssen. ;)) Um Planeten am Taghimmel zu finden, bekommt das Dobson zum einen eine Skala zum Aufsuchen, zum anderen werd ich noch einen kleinen 115mm Supersucher anbauen. Um das Teleskop auch für die Sonnenbeobachtung nutzen zu können, wird es noch einen Sonnenfilter über die volle Öffnung geben und dazu noch einen speziellen Sonnensucher, um ohne Gefahr die Sonne einstellen zu können.


Im Vergleich mit käuflichen Geräten braucht das Dobson keinen Vergleich zu scheuen, auch nicht mit den besten. :)) Hier mal noch eine Übersicht über die Grenzgröße und den Kontrastdurchmesser. Letzterer ist für das Erkennen von feinen Details auf Planeten verantwortlich. Je größer, umso besser.


Grenzgröße/Kontrastdurchmesser



Anhand der Werte sieht man schon, dass ich mit Ferb jedes 12" Billigteleskop gnadenlos an die Wand fahren kann (nicht nur optisch sondern auch mechanisch) und sich das Teleskop auch nicht hinter einem größeren 16" zu verstecken braucht. Hier wird man gerade bei höheren Vergrößerungen deutlich schärfere Bilder bekommen, die einen solchen 16" ebenfalls ausstechen werden.


Das Schleifen des Spiegels


07.05.2009: Als der Rohling da war, musste ich ihn aushöhlen. Das hab ich wieder freihand mit der Flex gemacht. Ich bin ja net blöd und quäl mich da stundenlang mit 80er Karbo. ;) Das Flexen war in anderthalb Stunden erledigt, der restliche Grobschliff zum Glätten der Riefen und zum Erreichen der notwendigen Pfeiltiefe in weiteren dreieinhalb Stunden. Ohne die Hilfe der Flex mit Schrubbscheibe hätte ich wohl locker 15 Stunden in diesen Teil der Arbeit investieren müssen.



11.05.2009: Der Grobschliff selbst war sehr interessant weil der Rohling total krumm war und einen mit 2mm nicht zu verachtenden Keilfehler aufwies. Da das nun aber mein 8. Selbstschliff ist, hab ich mir darüber keinen Kopf gemacht, sondern die Kurve einfach kommen lassen, auch wenn sie am Anfang wie ein aus der Mitte verschobenens Osterei aussah. Es bringt nix, wenn man da iwie dagegenarbeitet. Je mehr Spiegel dass man gemacht hat, umso gelassener wird man, hab ich festgestellt. ;)) Am Ende des Grobschliff hab ich nicht mal einen Eddingtest gemacht, weil das wird sich mit dem 180er schon iwie einrenken.


Und natürlich konnte ich auch hier nicht mit meiner Tradition brechen. Bisher hab ich das bei all meinen größeren Spiegeln gemacht und so auch hier: bevor der Grobschliff fertig ist, muss der Rohling mindestens einmal als Pizzateller herhalten. Wenn ich das nicht mache, dann bringt das Unglück und der Spiegel wird schlecht. ;)))



26.05.2009: Nun bin ich auch mit dem Feinschliff fertig. Es gab nicht die geringsten Probleme. Geschliffen hab ich bis zum 3my, das ich ungefähr eine dreiviertel Stunde lang angewendet hab. Danach hat die Oberfläche des Spiegels schon schön geglänzt, die Sphäre war ebenfalls drin. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte man das beim Schleifen gemerkt. :) Daher hab ich am Ende auch auf den Eddingtest verzichtet. Der klappt bei der Körnung eh nicht mehr richtig, weil der Auftrag des Edding schon zu groß ist. Besser ist, wenn man hier einen Bleistift nimmt. Nun bin ich gespannt, wie gut ich die Sphäre getroffen hab. Vielleicht rächt sich die Gelassenheit ja auch, wer weiß... ;)) Aber ich hoffe mal nicht!


Das Polieren des Spiegels


28.05.2009: Mittlerweile hab ich eine Pechhaut gegossen. Das Gießen selbst hab ich draußen in der Garage gemacht, um nicht den Hausfrieden zu riskieren. Einfach eine große Dose Ananas gekauft, leer gegessen, ;)) und oben wie eine Kanne geformt. Dann das Pech zu kleinen Stückchen gebrochen und die Dose damit aufgefüllt. Das ganze hab ich dann mit nem normalen Camping- Gaskocher erhitzt. Wie immer hab ich die Pechhaut nicht ganz bis zum Rand gegossen, weil das Anpassen dann ziemlich lang dauert. Mit ein bisschen Übung kann man gut abschätzen, wieviel dass man auf das Tool gießen muss, bevor das Pech den Rand erreicht. Auch hat das dieses Mal mit den großen Rillen nicht geklappt - die sind nämlich immer zugegangen. Daher hab ich mit dem Messer einfach ganz viele kleine in das Pech gemacht. Geht aber genauso gut, wie wenn da große Rillen drin sind. Und damit man mal einen Eindruck bekommt, wie das dann aussieht, hier ein kleines Bildchen:



Nach jeder Poliersession stellt sich natürlich die Frage, wie man die Pechhaut am besten lagert. Die einen lassen sie abgedeckt stehen, die anderen legen sie in Wasser ein und wieder andere lagern sie im Wasser auf dem Spiegel. Der Nachteil ist, dass man vor jeder Poliersession neu anpassen muss. Um das zu umgehen, lagere ich die Pechhaut direkt auf dem Spiegel. Dazu schmiere ich sowohl Spiegel als auch Pechhaut dick mit Ceri ein und lasse es trocknen. Wenn alles trocken ist, kann man die Pechhaut einfach auf den Spiegel legen ohne Angst haben zu müssen, dass hier was festklebt. Und so sieht das dann aus:



05.06.2009: Der Spiegel ist nach 8.5h nun endlich auspoliert. Den Laserreflex sieht man am Rand noch ein kleines bisschen, aber da ich ja eh noch parabolisieren muss, ist das schon ok so. Eine kleine Pechhaut hab ich nun auch gegossen. Sie weist eine Fläche von 17x19cm auf. Die Gießmethode war die gleiche wie schon bei der großen: ein schwarzer Pfannkuchen auf einer dünnen Granitscheibe. Bevor es aber ans Parabolisieren geht, muss ich erstmal den Rohling auf Sphäre und Asti testen. Nicht, dass hier etwas schief gelaufen ist. Gedreht hab ich aber fleißig und die Rückseite ist auch Plan. Was mir ein wenig Sorgen macht, ist die Unterlage, auf der ich bisher poliert hab. Nun ja, mal schauen, was das geworden ist...



09.06.2009: Da ich mir übers Wochenende einen kleinen Teststand gebaut hab, konnte ich heute die ersten Messungen machen.



Natürlich war ich ganz gespannt, was dabei herauskam. Und ich kann sagen: alles in bester Ordnung! :)) Genauso, wie es sein sollte. Im Foucault zeigte sich schon eine leichte Parabelform mit einer Schnittweite von rund 0.6mm, wovon auf den Rand 0.3mm entfallen. Der fügt sich also auch super ins Gesamtbild ein. Die Kante leuchtet nicht nach, also ist da auch nix rundgehobelt oder so. Sehr gespannt war ich auf den Test auf Astigmatismus. Dazu hab ich ein 9mm Okular genommen und mir das Pinhole einer LED angeschaut. Perfekt rund!!! :))) Was will man mehr! Deswegen hab ich mir den Test mit einem Okular noch kleinerer Brennweite geschenkt! Im Verlauf der Parabolisierung werd ich das noch ab und an kontrollieren, auch wenn das mit zunehmendem Parabolisierungsgrad immer schwieriger zu erkennen sein wird.


Ach ja, und die Brennweite hab ich auch endlich genau gemessen: 1662mm! Angestrebt waren 1650mm, also nur 12mm daneben! Aber ich denk, das kann man so lassen. ;)) Damit hab ich nun (wenn man die Fase am Rand mitberücksichtigt), einen f/4.74 Spiegel. Wenn der jetzt noch richtig gut wird, hab ich einen knallscharfen Planetenspiegel, der mit seinen 23mm Dicke extrem schnell ausgekühlt und einsatzbereit ist. Durch die 94% Beschichtung wird er genauso viel zeigen wie ein normaler 16" Spiegel, bei Höchstvergrößerungen sogar noch mehr! :) Ich freu mich wirklich auf die ersten Beobachtungen mit "Ferb"!


19.06.2009: Nun bin ich endlich mit dem Parabolisieren fertig. Eigentlich hat alles auf Anhieb geklappt, bis auf einen kleinen Berg in der Mitte, der einfach nicht verschwinden wollte. Erst nachdem ich ein kleines, rundes Papier unter den Spiegel gelegt hab, hat sich der Berg vom Acker gemacht. :)) Manchmal ist es kaum zu glauben, wie empfindlich Glas sein kann. Die Messungen bestätigen, dass ich einen sehr sehr guten Spiegel gemacht hab. Der Strehl lag bei der Mittelung von je vier Messreihen bei 0.995 bzw. 0.997, wobei bei der zweiten der Spiegel um 60° gedreht wurde. Da hier so ziemlich das gleiche Oberflächenprofil, kann man auch Asti so gut wie ausschließen - nicht zuletzt deswegen, weil der Pinhole Test negativ war. Wie gut der Spiegel wirklich ist, wird sich allerdings erst am Stern zeigen. Zumindest sind die Chancen nach der ganzen Messerei sehr hoch, dass der Spiegel wirklich ein superscharfer Planetenspiegel ist. :)) Zum Abschluss des Parabolisierens hier noch die zwei Messprotokolle, die wie gesagt eine Mittelung aus vier Messungen sind:




Jetzt kann ich so langsam mal in den Baumarkt wandern und mir das ein oder andere Stückchen Metall zum Bau der Spiegelzelle holen. Mit der geht es nämlich weiter. Stay tuned! :)


Die Spiegelzelle


08.07.2009: Nachdem ich mir das ein oder andere Stückchen Metall gekauft hatte, konnte ich nun endlich mit der Spiegelzelle anfangen. Nach 7 Stunden im Keller ist eine - wie ich finde - sehr nette Spiegelzelle herausgekommen. ;)


Ursprünglich hatte ich vor, eine viereckige Spiegelzelle zu bauen, aber da hätte ich nicht so viele schöne Lüfter unterbringen können. Also hab ich mich letztendlich dann doch für das jetzige Design entschieden. Die Zelle verfügt über 6 Auflagepunkte, die einen maximalen Fehler von Lambda/16 verursachen. Das reicht dicke aus. :)) Obwohl ich die Spiegelzelle aus 15mm Aluvierkant und deswegen recht stabil gebaut habe, wiegt sie insgesamt gerade einmal 680 Gramm.



Nun ja, und die Lüfter sind auch nicht zu übersehen. Der ein oder andere mag nun denken, dass ich einen an der Waffel hab, so viele Lüfter zu verbauen. ;)) Da ich aber so spontan wie möglich beobachten gehen möchte, kann ich natürlich nicht erst ne halbe bis dreiviertel Stunde warten, bis man hohe Vergrößerungen von über 200x verwenden kann. Deswegen muss der Spiegel so schnell wie möglich heruntergekühlt werden und das geht eben nur mit einem offenen Design und vielen, vielen Lüftern. Zusammen haben die Lüfter eine Leistung von 13 Watt und pusten pro Stunde 250.000 Liter Luft auf die Rückseite des Spiegels. Hört sich so ein bisschen wie ein Düsentriebwerk an, wenn alle Lüfter mit voller Leistung laufen. ;))


Stellt sich die Frage. wie schnell ist eigentlich schnell? Man kann davon ausgehen, dass bei einer Temp.-Differenz von 2K (Stufe 1) schon Vergrößerungen von 150-200x verwendet werden können, bei einer Temp.-Diff. von 1K (Stufe 2) schon 250-300x und bei 0.5K (Stufe 3) ist auch bei 400-500x keinerlei Spiegelseeing mehr zu sehen. Um das auf die Praxis zu übertragen, ein kleines Beispiel:


Nehmen wir eine klare, kalte Winternacht. Das ist so ziemlich die schlechteste Zeit, um spontan beobachten zu gehen. Im Haus hat es 20°C, draußen auf dem Feld sind es -5°. Da ich 25min bis zu meinem Beobachtungsplatz fahren muss, kann der Spiegel schon mal 5K runterkühlen, so dass nach dem Ausladen aus dem Auto immer noch eine Temperaturdifferenz von 20K übrig sind. An meinem Beobachtungsplatz angekommen, lade ich Ferb aus dem Auto und schalte die Lüfter an. Nach 19 Minuten ist Stufe 1 erreicht - nun kann man schon bis 200x vergrößern und die ersten Beobachtungen machen. Stufe 2 wird nach 24 Minuten erreicht - nun könnte man 250-300x vergrößern, wenn einem das atmosphärische Seeing keinen Strich durch die Rechnung macht. Das bedeutet: 12 Minuten nachdem das Teleskop aufgebaut ist, sind höchste Vergrößerungen möglich. Wie gesagt, das ist der Worst Case. Im Herbst bzw. Frühjahr bei einer verbleibenden Temp.diff von 15K wird Stufe 1 4 Minuten und Stufe 2 9 Minuten nach dem Aufbauen erreicht. Im Sommer kann man direkt nach dem Aufbauen mit Vergrößerungen von 150-200x loslegen. Das ist dann schnell! :))


Im Vergleich dazu schneidet ein 12" GSO mit seinem 35mm dicken Spiegel, dem zu engen Tubus, dem schlechteren Glasmaterial und dem zu kleinen Lüfter natürlich deutlich schlechter ab. Nehmen wir wieder die gleiche, klare Winternacht. Stufe 1 wird nach 55 Minuten erreicht, Stufe 2 nach 69 Minuten. Weil das Teleskop in 5 Minuten aufgebaut ist, muss man eine geschlagene Stunde warten, bis man höchste Vergrößerungen von 300x einsetzen kann. Noch viel schlechter wird das bei einem 16" GSO. Hier ist der Spiegel sogar 45mm dick, so dass Stufe 1 nach 76 Minuten und Stufe 2 nach 97 Minuten erreicht wird. Das sind anderthalb Stunden Wartezeit. Von spontan kann man nun wirklich nicht mehr sprechen.


Die Spiegelbox


11.08.09: In der letzten Zeit hat sich leider nicht viel getan. :(( Doch ab nächster Woche hab ich wieder Zeit, an meinem neuen Teleskop zu bauen. Wenn ich schon nicht bauen konnte, hab ich wenigstens die Baupläne ein wenig überarbeitet und neue Zeichnungen gemacht. Mit ein paar Lösungen war ich nämlich nicht zufrieden. Um mal einen kleinen Überblick zu geben, wie ich meine Teleskope plane, hier mal ein Foto:



Man sieht schon, dass einige Blätter von Nöten sind, um auch wirklich alles sauber aufzuzeichnen und mit Maßen zu versehen. Weil ich des öfteren danach gefragt werde, hier allerdings gleich der Hinweis, dass ich die Baupläne von den Reisedobsons nicht weitergebe, da ich nicht weiß, was anschließend damit gemacht wird. Insofern darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen. ;))


Das Holz hab ich mittlerweile auch schon bestellt. Normalerweise bin ich dazu in den Baumarkt gegangen, aber im Inet hab ich einen billigen Anbieter gefunden, der alles auf den mm genau zusägt und preislich sogar noch unter dem Baumarkt liegt. Insofern ist das eine tolle Sache, auch weil die Lieferung nur wenige Tage dauert. Da ich hier keine Werbung machen möchte, kann man mich gerne kontaktieren, um den Anbieter zu erfahren. Tja, und so sah die Lieferung aus:



24.08.09: Vor zwei Tagen habe ich das Holz zugeschnitten und geschliffen. Das ging eigentlich relativ fix, da die meisten Teile ja schon fertig auf Maß gesägt waren. Nur ein paar Kleinteile wie z.B. die Versteifungen der Ecken musste ich noch mit der Stichsäge aussägen. Heute kam dann der Zusammenbau. Eigentlich hat alles ziemlich gut geklappt und die Justage von oben (das find ich mal richtig cool!!! :)) ), klappt zumindest vom Prinzip her. Eine Schraube läuft noch ein wenig schwer, die andere dafür ein bisschen zu leicht, aber mit ein paar kleinen Nachbesserungen wird sich das Problem wohl schnell lösen lassen. Es kommen auf jeden Fall noch Druckfedern in die Zelle, damit die Justage sich nicht verstellt.



Das Gewicht der kompletten Spiegelbox mit Zelle hab ich jetzt auch mal noch bestimmt und bin incl. der noch einzubauenden Schrauben auf 2.630 Gramm gekommen. Das eigentlich genau das, was ich errechnet habe! :)) Der Spiegel selbst wiegt 4.200g, so dass ich auf rund 12.4 Kilogramm für das komplette Teleskop komme. Ich denke, das ist ganz in Ordnung, besonders wenn man bedenkt, dass ich diesmal nicht auf extremen Leichtbau aus bin.


Rockerbox, Sicheln und der Hut


12.09.09: In der Zwischenzeit hat sich wieder einiges getan. Zuerst hab ich mich an den Bau der Rockerbox gemacht. Diese besteht aus 15mm Multiplex, die beiden Seitenwände sind 12mm dick. Damit ist gewährleistet, dass die Spiegelbox beim Schwenken des Teleskops nicht an den Seiten schleift und da immer genügend Abstand ist. :) Doch jetzt erstmal ein Bildchen, wo man das alles schön erkennen kann:



Insgesamt ist die Rockerbox doch ein wenig schwerer geworden, als gedacht und wiegt nun zusammen mit dem Basisdreieck um die 2.5 Kilogramm. Das geht aber noch in Ordnung. ;) Das Dreieck besteht wiederum aus 15mm Aluvierkant, das mittels dreier Aluplättchen vernietet worden ist. Nieten sind da echt am besten: einfach Loch bohren, Nieten reinstecken und mit der Zange zusammendrücken. Und schon hat man eine bombenfeste Verbindung. Unten ist die Box mit Ebony Star belegt. Allerdings mit dem echten, das eine sehr sanfte Bewegung zulässt. Dieses Mal hab ich mich sogar an die Konvention gehalten, dass man pro Kilogramm Teleskopgewicht 1cm² Teflon verwenden sollte. Mal schauen, ob das wirklich hinhaut. Damit es leicht läuft und nicht ruckelt, hab ich die Kanten des Teflons abgerundet.



Die Kugellager halten das Ganze in der Führung, so dass man ohne Spiel nachführen kann. Daher ist es auch wichtig, dass der innere Kreis der Rockerbox so rund wie möglich ist. Das hab ich einfach dadurch erreicht, dass ich das einfach mit der Oberfräse gemacht hab. Ist der Kreis nämlich nicht genau rund, können die Kugellager nicht plan am Innenrand entlang laufen und gerade bei höheren Vergrößerungen macht sich das als Ungenauigkeit bemerkbar.


Wie man sieht, sind auch die Höhenräder fertig. Diese sind ebenfalls mit der Oberfräse gefertigt und bringen leider knapp 1.5 Kilogramm auf die Waage, sind also deutlich schwerer wie gedacht. Damit wird das Gesamtgewicht des Teleskops nicht mehr bei 12 Kilogramm liegen, sondern bei etwas über 13 Kilogramm. :(( Belegt sind die Sicheln ebenfalls mit Ebonystar.


18.09.09: Nun ist auch der Hut fertig geworden. Nachdem ich sehr lange Zeit keinen Hut mehr gebogen hatte, war ich ein wenig aus der Übung und so hab ich zwei Versuche gebraucht. Zudem war der Radius der Schablone ein wenig zu groß, so dass ich am Radius des Hutes nacharbeiten musste, was aufgrund von Verwindung und anderen Unwägbarkeiten gar nicht einfach ist. Daher wäre es wohl besser gewesen, ich hätte mir einfach eine neue Schablone gemacht. Nun ja, es hat ja schließlich doch noch geklappt und so bin ich mit einer Abweichung von etwa 2-3 Millimetern doch ganz zufrieden. :))



Wie man auf dem Bild erkennen kann, hat der Hut eine Dreiarmspinne bekommen. Das ist zwar nicht so stabil wie eine exzentrische Vierarmspinne, aber ausreichend, um keine Schwingungen zu produzieren. Weil ich die Aufhängung der Spinne trotzdem exzentrisch gemacht hab, konnte dennoch eine Steigerung der Stabilität erreicht werden. Man muss schon einiges an Kraft aufwenden, um die Fangspiegelhalterung verdrehen zu können. Insofern wird das schon passen.


Der Grund für die Dreiarmspinne ist eigentlich ganz einfach: ich mag 6 Spikes!!! :))) Es gibt nix Schöneres, als einen hellen Stern zu betrachten, von dem 6 feine Spikes weggehen! :) Das Ganze hat auch den Vorteil, dass die Spikes deutlich schwächer wie bei einer Vierarmspinne sind. Damit sollten sie außer bei ganz hellen Objekten auch gar nicht mehr wirklich auffallen, was natürlich deutlich ästhetischere Planetenbilder zur Folge hat.


Die FS- Halterung ist übrigens deswegen ausgeschnitten, weil hier noch eine Fangspiegelheizung aus drei oder vier Widerständen eingebaut wird, die um die 1.5 Watt haben wird. Aber dazu mehr, wenn sie fertig ist. :))


Letzte Baumaßnahmen an der Spiegelbox


22.10.09: Nachdem ich lange Zeit nur sporadisch an meinem Teleskop weiterarbeiten konnte, gibts das Update natürlich auch erst jetzt. Immerhin konnte ich in den letzten Wochen die Spiegelbox fertig stellen. Dazu erst einmal zwei Bildchen:




Hinten an der Box erkennt man eine kleine Schalttafel, mit deren Hilfe man zum einen die Lüfter und zum anderen die Fangspiegelheizung bedienen kann. Ob das jeweilige Gerät läuft, erkennt man mit Hilfe von zwei blauen LED's. Und bevor es gleich Schläge hagelt, wie man bitteschön blaue LED's verwenden kann, hier die Erklärung: es sieht super cool aus! :))) Das ist eigentlich auch schon alles. Wenn andere Leute neben mir beobachten, kann man die Dinger natürlich abkleben, aber da ich meist allein auf einsamen Berggipfeln mit dem Teleskop in die Sterne schaue, werd ich kaum jemanden in die Quere kommen. Also kann ich auch blaue Leuchtdioden nehmen. ;)) Ja, und die vier Lüfter tun auch ihren Dienst. Nachdem ich beim ersten Versuch die drei kleinen zerschossen hab, hab ich nun eine Diode eingebaut, um einen Verpolungsschutz zu haben. Wenn alle vier laufen, ist das schon recht laut und oben am Rand merkt man schon einen recht starken Luftstrom. Aber so soll das ja auch sein. Immerhin will ich den Spiegel in 15 Minuten auf Betriebstemperatur runterkühlen. ;)


Um den Spiegel nicht nur horizontal, sondern auch lateral ordentlich zu lagern, hab ich mittels zwei Kugellager eine laterale Lagerung verwirklicht. Diese ist recht einfach zu bauen und tut ihren Dienst besser als eine Schlinge. Ich hab zwar schon einige Teleskope mit Schlinge gebaut, aber die laterale Lagerung mit Kugellagern ist mir dann doch symphatischer geworden. Zudem hat man nicht die Probleme mit dem Anpassen der Länge der Schlinge, der Dehnung der Schlinge, dem Verrutschen usw. Was ich nicht machen werde, ist die Kugellager mit Schrumpfschlauch oder ähnlichem zu überziehen. Damit hab ich mir bei meinem 18" Asti eingehandelt. Ich weiß zwar net so genau, warum, aber es war halt so...


Fangspiegelheizung -, halterung


27.10.09: Nun ist auch der Fangspiegelhalter fertig geworden. Wichtig war mir hier ein geringes Gewicht und dass ich eine Fangspiegelheizung einbauen kann. Doch zuerst einmal ein Bild von der fertigen Halterung:



Die Halterung ist aus 2mm dickem Alublech gemacht. Justiert werden kann sie mittels drei Schrauben, die mit jeweils einer Feder vorgespannt sind und so die Justage erhalten.


Noch ein paar Worte zur Fangspiegelheizung: hier habe ich auf die Rückseite des FS fünf Widerstände à 27 Ohm geklebt. Bei einer Spannung von U = 12V bekommt man eine Wirkleistung von 1.1 Watt. Das sollte gut ausreichen, um den 63mm Fangspiegel auch bei sehr feuchter Luft taufrei halten zu können. Zuerst hatte ich 1.8 Watt angestrebt, aber bei einem Versuch wurden die Widerstände sehr heiß, so dass ich mich aufgrund von evtl. auftretenden Turbulenzen im Strahlengang entschieden habe, mit der Leistung herunterzufahren. Da ich hinten an der Spiegelbox sowieso schon einen 12V Akku angebaut hatte, lag es natürlich nahe, diesen auch für die FS- Heizung zu verwenden. Im Vordergrund stand die lange Laufzeit, so dass ich die Heizung weit über 20h lang betreiben kann. Das dürfte somit sogar für eine Polarnacht ausreichen. ;))


Ein Problem war die Stromversorgung der Heizung. Um die Streben mit einer Dicke von 0.5mm nicht noch dicker zu machen, habe ich mir 0.3mm dicken Kupferlackdraht besorgt. Nun läuft jeweils ein Draht an der unteren bzw. oberen Kante der Spinne entlang und durch den Hutring nach außen. Da der Fangspiegel beim Transport abgeschraubt werden muss, habe ich in die Halterung noch eine Steckverbindung integriert.


Auf der Zielgeraden


02.11.09: Mittlerweile hab ich die letzten Feinarbeiten an Spiegelbox und Hut durchgeführt. Im Prinzip ist nun alles fertig, nun warte ich nur noch auf die Alustangen und auf die Schnellspanner für die untere Stangenhalterung. Dann kann das Teleskop im Prinzip zusammengesetzt werden und dann bleibt abzuwarten, wann sich mal wieder besseres Wetter einstellt, um das Teleskop einem Sterntest zu unterziehen. Ich hoffe, dass dieser positiv ausfällt, damit ich den Spiegel zum Beschichten schicken kann.


06.11.09: Heute konnte ich endlich den Sterntest machen. Er verlief sehr positiv. Das Seeing war recht gut, so dass ich bis 330x hochgehen konnte. Die Sternchen waren auch hier noch absolut punktförmig (also kein Asti) und zeigten astreine Beugungsringe. Intra- und extrafokal sahen die Ringe fast identlisch aus, bis auf eine kleine Unterkorrektur, die aber nicht sonderlich auffallend war. Insofern würde ich dem Spiegel auf der Bratislav'schen Skala eine 3 geben, was ihn besser als lambda/10 werden lässt. :)) Anschließend hab ich mir mit der gleichen Vergrößerung noch ein paar richtig scharfe Mondbilder reingezogen.


Nachführen lässt sich das Teleskop wirklich butterweich. Sogar bei über 300x kann man noch sehr fein nachstellen. Leider ist es sehr schwierig, die richtige Balance zu finden. Optimiert hab ich es für meine meistgenutzten Okulare, aber mit dem 38er TSWA, das knapp 500g wiegt, kippt es ab einer Höhe von 20° nach unten weg. Aber ich hab mir hierfür schon eine Lösung überlegt und werde das Problem mit Hosenbundgummi als Gegenfeder in den Griff bekommen. Erfolgreich getestet hab ich es schon, nun muss es nur noch realisiert werden. :))


Das fertige Teleskop


09.11.09: Ziemlich genau ein halbes Jahr nach Beginn des Grobschliffs bin ich nun endlich mit dem Bau des Teleskops fertig. :)) Es hat lange gedauert, aber was gut werden soll, braucht halt eben seine Zeit. So abschließend würde ich sagen, dass ich mit Ferb mein bisher bestes Teleskop gebaut hab. Ich schätze mal, dass ich zwischen 200 und 250 Stunden dafür aufgewendet hab.


Bevor ich zu den letzten Bildern komme, hier noch ein paar Daten:


Wichtige Daten:






Natürlich ist es auch ganz interessant zu sehen, wie klein das Teleskop beim Transport zusammengepackt werden kann. Ich habe vor, "Ferb" in einer kleinen Umhängetasche zu transportieren, die mit Schaumstoff ausgepolster ist. Da passen dann alle wichtigen Dinge wie Okulare, Filter, Sternkarten, Webcam u.ä. hinein, so dass im Prinzip alles immer gerichtet ist. Wenn es dann mal klar wird, brauch ich mir nur schnell die Tasche und die Stangen zu schnappen und schon kann es nach oben auf den Berg gehen. Oben angekommen ist das Dobson in 25min aufgebaut und komplett ausgekühlt, so dass ich sofort mit höchsten Vergrößerungen auf Planeten oder den Mond losgehen kann. Das ist die Spontanität, die ich mir gewünscht habe und die beim Bau des Teleskops immer im Vordergrund stand. :))


Nun aber noch ein kleines Bildchen von der geringen Größe des Pakets. Die Packmaße der zusammengelegten Box sind übrigens 48x48x13cm, was also recht klein und insbesondere auch sehr niedrig ist. Dafür ist es alles andere als einfach, da alles wichtige reinzupacken. Zum Vergleich hab ich mal ne normale Volvic- Flasche daneben gestellt.



Alles in allem solls das gewesen sein. Nun bekommt der Spiegel noch eine vernünftige Beschichtung (96% bei 500-550nm) und dann gehts ab unter den Sternenhimmel. Es hat viel Arbeit gemacht, das Teleskop zu bauen, aber letztlich habe ich nun ein auf mich und meine Bedürfnisse zugeschnittenes Teleskop mit dem ich sicher sehr viel Spaß haben werde.